Samstag, 27. Dezember 2014

Am Rande des Jahres

Meine Seele träumt
am Rande der Nacht.

Meine Augen blinzeln
am Rande des Rotweinglases.

Meine Finger tippen
am Rande der Wachheit.

Meine Kobolde wandeln
am Rande der Frechheit.

Meine Worte darben
am Rande des Könnens.

Mein Wille versteckt sich
am Rande des Schlafs.

Leise fällt mein Gedicht
über den Rand des Jahres.

Jorge D.R.

Montag, 15. Dezember 2014

Einen schönen Advent

Ein neues Gedicht habe ich nicht geschrieben, aber eine Adventsgeschichte.
Sie heißt Einen schönen Advent

Samstag, 1. November 2014

unbegreiflich

mischst dich in wirre gedanken
unbemerkt

rufst mich aus grellen träumen
unerkannt

erinnerst mich an vergangenes glück
unbeirrbar

holst mich aus sandiger spur
unbeschwert

treibst mich aus alten schmerzen
unbedingt

umarmst mich an kalten tagen
unbehaust

tröstest mich bei tiefen wolken
unbegrenzt

beglückst mich mit tausend sonnen
unbeschreiblich

liebst mich immer wieder neu
unbegreiflich

Jorge D.R.

Samstag, 25. Oktober 2014

letzter versuch

fester ziehe ich
das traumtuch über meine
vernarbte seele

jetzt heißt es warten auf
die fallende sternschnuppe
als letzter versuch

alle wünsche notieren
über die liebe schreiben
auch wenn es kalt wird

Jorge D.R.

Montag, 20. Oktober 2014

ich will

heraustreten
aus dem dunkel
meiner tage
will träumen
ohne traurigkeit
von liebe und leben


Jorge D.R.

Montag, 13. Oktober 2014

verliebt

mit dir schlafwandeln im
minenfeld unserer widersprüche

ziegelroter feuerschein
tropft aus meiner Seele

führst mich einen weg entlang
nur sichtbar für dich

Jorge D.R.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Heimweh

nach den Wolken
über dem Garten in Röllingshain

nach dem kleinen Jungen
der ich gewesen bin

nach dem schwarzen Schuppen
im Norden Albertas

nach den Träumen
in der Baumhütte der Fichtenschonung

nach dem Geruch der Landstraßen
als ich siebzehn war

nach den Erklärungen Gottfrieds
über die Pilze

nach den Frühlingsnachmittagen
auf den Bahnsteigen der Kleinstädte

nach den Spaziergängen
mit Marjorie in Karlsruhe

nach dem Himmel
eines Schneetages im November

nach dem Gesicht Robert Redfords
in dem Film Jenseits von Afrika

nach den umgeschlagenen Kalenderblättern
auf meinem Schreibtisch

nach dem Geschrei der Möwen
über Vancouver Island

nach den schlaflosen Nächten
nach den Geräuschen der schlaflosen Nächte

Jorge D.R.

Montag, 6. Oktober 2014

immer wieder

den schmerz
in den wind schreien

den weg
der hoffnung gehen

den horizont
vom himmel ziehen

die liebe
ohne angst leben

das glück
in den sand schreiben

immer wieder

Jorge D.R.

Freitag, 3. Oktober 2014

Herbstfaden

Träume verblassen
ziehen eine Linie aus
Sehnsucht an den Horizont

Wieder mündet
ein herbstlicher Morgen
in unsterbliche Gedanken

Vom Sommer zum Winter
spinnst du den roten
Herbstfaden der Erinnerung

Ich werde dich finden
in den Worten die du
unter buntem Laub zurücklässt

Jorge D.R.

Donnerstag, 25. September 2014

grenzland

Jorge D.R.

Mittwoch, 24. September 2014

Über die Melancholie

Der Melancholiker kennt es sehr gut: das reine, gleißende und pure Glück, das immer nur kurz dauert. Denn genau das ist sein Reiz. Dünnhäutig und staunend genießt er solche Momente. Sein Empfinden dabei ist leicht gebrochen durch eine geahnte Enttäuschung, durch befürchteten Verlust und Blick auf das Ende. Das alles aber schmälert sein Glück keineswegs, sondern reichert es weise an. Wenn sich zur Ahnungslosigkeit die Kraft der Vorstellung gesellt, wird das Schöne kompakter, geballter, geradezu grandios.

Mariela Sartorius

Sonntag, 21. September 2014

von dir

schon schwingen sie an
elektromagnetische wellen
aus den schwarzen löchern

ihr liederbuch ist geschlossen

von dir:
das erinnern, geschmückt
mit worten und gesang

die sich öffnenden blüten
tragen ihre worte
zum morgen


Jorge D.R.

Dienstag, 9. September 2014

im spiegelbild eines tautropfens

Nun ist es schon wieder über ein Jahr her, dass wir von unserer Panamericana Reise zurückgekehrt sind. Endlich ist auch der zweite Gedichtband fertig geworden. Band 2 ist genauso aufgemacht wie Band 1, nur DIN A5 im Querformat. Auf der linken Seite befindet sich jeweils ein Bild, das Marjorie entlang der Panamericana geschossen hat und rechts steht ein Gedicht, das ich unterwegs verfasst habe.



Mit diesem Büchlein ist die Serie komplett - zwei Gedichtbändchen und das Reisebuch von unserer Panamericana-Reise.



Drei dicke "Dankeschön" muss ich loswerden:
- an Marjorie, "die Kanadierin", die wunderbare Bilder beigesteuert hat und sich inzwischen zur kompetenten Layouterin gemausert hat.
- an Ingo Schmitz vom freigelassen-Verlag, der uns schnell und kenntnisreich geholfen hat.
- an Elke Kaminsky, einer wunderbare Frau und begnadete Poetin, die für unser Buch eine Referenz geschrieben hat.


Herzliche Grüße
aus
einer bunten Herbstlandschaft
am anderen Ende der Welt
von
Jorge D.R.
Waterloo, Ontario, Kanada, im September 2014




Bestellungen per E-Mail:
Mailbox

Buchtrailer:
youtube.com/watch?v=p97kaiI85bA

Freitag, 5. September 2014

mit dir

im anders sein
die wurzeln
erkennen

sehnsucht begraben
tief in wolke
sieben

hoffnung entdecken
hinterm horizont
links

glück teilen
auf allen wegen
weit

zart berühren
deine lippen
die zeit

Jorge D.R.

Sonntag, 4. Mai 2014

R.I.P.



Mit allen Sinnen
(gewidmet Monika Kafka)

Im Lufthauch
eines fernen Echos
höre ich deine Worte

Im Spiegelbild
eines Tautropfens
erkenne ich dein Lächeln

Im Sternenlicht
eines Zeitensprungs
ertaste ich deine Seele

In der Brandung
einer Meereswelle
rieche ich deine Kühle

In der Würze
eines Herbsttages
schmecke ich deinen Geist

In der Wärme
unseres Traumtuchs
spüre ich deine Nähe

Liebe Mo,
dein Tod macht mich sehr traurig. Ich wünschte, ich wäre Paul Celan. Dann würde ich dir all die Dinge sagen, die du schätzt und ich würde sie in Worte kleiden, die du liebst. Aber so bin ich nur Jorge D.R. - dein ehemaliger Möchtegern-Musterschüler.
Jorge D.R.


Montag, 21. April 2014

nur ein gefühl

es war nicht
fremd
irgendwie war es
vertraut
und als alles
vorbei war
kam die Erkenntnis


Jorge D.R.

Dienstag, 15. April 2014

farbenlehre

ich mag rot nicht

es brennt im fleisch
flackert in den augen
zerschneidet träume
beendet hoffnungen
zersetzt glaube

ich mag blau

Jorge D.R.

Donnerstag, 10. April 2014

Fünf Jahre auf Fünf Quadratmeter


Liebe Lyrikfreundin, lieber Lyrikfreund,

     vielleicht weißt du ja bereits, dass ich neben dem Schreiben noch eine andere Leidenschaft habe - das Reisen.  Das tun meine Frau und ich sehr individuell und ziemlich spartanisch - in einem Geländewagen, in dem wir fahren, wohnen, schlafen.
     Drei Jahre sind wir kreuz und quer von Kanada bis Panama gefahren.  Dann noch einmal zwei Jahre durch Südamerika von der Karibik bis Feuerland.  Immer entlang und neben der Panamericana, einer der Traumstraßen der Welt.
     Auf und abseits dieser Straße haben wir Menschen und Landschaften in Bildern eingefangen, Worte für Gefühle und Stimmungen gesammelt. Herausgekommen ist dabei dieses ungewöhnliche Buch.  Kein Reisebuch im üblichen Sinne und schon gar kein Reiseführer, nur ein paar Tagebuchnotizen. Kein professioneller Bildband, nur ein paar ungewöhnliche Eindrücke  in persönlichen Bildern festgehalten. Kein Roman, nur ein paar Notizen vom Wegesrand zu Kurzgeschichten verdichtet. Das etwas andere Reisebuch eben.
     Ich bekenne hiermit, dass ich ohne "meine Kanadierin" das alles nicht hätte machen wollen und ja -schmunzel- auch nicht hätte machen können. Wie hält es eine Frau mit einem so "komischen" Mann fünf Jahre auf fünf Quadratmeter aus? Die Antwort auf diese Frage findest du ja vielleicht in dem Buch, das nun endlich fertig geworden ist.


Du überlegst, das Buch zu bestellen?
Da freue ich mich wirklich ganz sehr.
Es wäre das schönste Osterei seit langem *schmunzel*


Herzliche Grüße
Jorge D.R.

Sonntag, 6. April 2014

die erste blüte

blicke fängst du
wie sterne
melodien klingen
nach nachtigall
oder amsel
über das zeitenende
wandern die träume
stoßen auf worte
die unterm schnee ruhen
tiefgrün und
kräftig
wird jeder gedanke
eine Hoffnung
auf morgen

Jorge D.R.

Dienstag, 1. April 2014

April, April

Jorge D.R. und seine Kanadierin sind genauso verliebt wie Keone & Mariel Madrid, aber etwas älter und daher nicht mehr ganz so gelenkig.



Sonntag, 23. März 2014

eine trauer im frühling

die angst vor der nacht
ertrinkt langsam
im blütenmeer eines
längst vergangenen frühlings
ein voller tag wie feiner sand
der durch die jahre rinnt
als das leben vor uns lag und
ideen sich auf die füße traten

hinter zerschlissener hoffnung
schimmmert schemenhaft
ein mädchengesicht
spiegelt die sehnsucht
nach unerreichbarem
weit hinter der trauer
wo das leben langsam ist
und auch wolken keine worte tragen

über den fels meiner seele
mäandert schützendes blau
flutet die risse des vergessens
mit einer anderen zeit
morgennebel zaubern licht
ankern deine augen an den sternen
und geben den blick frei
noch einmal ist frühling

Jorge D.R.



Dienstag, 18. März 2014

über den frühling

über junge blattspitzen schreiben
am morgen und
über das erwachen der Natur


über alte wurzelfasern wasser gießen
am tag und
über die winterflecken der seele


über liebe und leben lesen
am abend und
über die neuen Weisheiten


über vergangene träume lächeln
in der nacht und
über den alten kleinmut

Jorge D.R.

Freitag, 14. März 2014

nur ein flügelschlag

einen flügelschlang lang
spüre ich den hauch
junger blüten


werde sanft getragen
im tanzenden reigen
uralter träume

Jorge D.R.

Samstag, 22. Februar 2014

entdeckt

unter dem weiß des winters
schlummert ein wachsen
das dem frost
widersteht
verwurzelt
in deiner liebe
wachse auch ich
auf das morgen zu

Jorge D.R.

Dienstag, 11. Februar 2014

der letzte kuss

leise wirst du
gehen
mit den wolken
verschlungen
weiß und grau
durch die himmelswelten
wirst du
reisen
bis zum ende
meiner angst
hinter dem morgen
ohne wiederkehr
warten
unberührte stunden
auf einen neuen
frühling
ganz nahe ist
was in der liebe liegt
bleiben wirst du
auch im vergehen
mich erinnern
an diesen blauen Himmel
über endlosem Land
lächeln wirst du
bei unserem
letzten kuss

Jorge D.R.

Montag, 3. Februar 2014

ein letztes mal

ein letztes mal
die tränen von deinen wangen
küssen dürfen

ein letztes mal
den kobold in deinen augen
tanzen sehen

ein letztes mal
dein abendgesicht schauen
auch an diesem neuen tag

Jorge D.R.

Sonntag, 26. Januar 2014

dämmerung

umhüllst mich mit abend
noch bevor
die wildgänse ziehen

wolkenwände steigen
aus der tiefe
einer biegsamen zeit

dein lächeln
verschweigt
die frühe nacht

Jorge D.R.



Sonntag, 12. Januar 2014

abschied

hey sohn
es gibt einen weg
den ich gehen muss
aber wo immer
auf der welt ich bin
deinen ruf werde ich hören

hey tochter
es gibt einen gedanken
dem ich folgen muss
aber wie immer
ich bin mit der zeit
deine gedanken werde ich lesen

hey sohn, hey tochter
vor der reise an das ende
meiner tage ist mir nicht bang
sollte der tag ohne licht, die nacht ohne sterne sein
und der raum seine melodie verlieren
eure mutter wird bei mir sein

Jorge D.R.